Gleich vorweg muss ich sagen, dass es immer persönlich entschieden werden muss, ob ein Welpe oder ein erwachsener Hund in die Familie aufgenommen werden soll. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Unsere Entscheidung war definitiv kein Spontankauf, denn uns war bewusst, dass diese Entscheidung nicht nur für einen Tag, sondern für ein ganzes Hundeleben getroffen wird. Im nachfolgenden werde ich zuerst einige Vor- und Nachteile eines Welpen bzw. erwachsenen Hundes erläutern, bevor ich darauf eingehe, wie wir uns entschieden haben:
Vorteile Welpe
Bei einem Welpen kann die gesamte Entwicklung des Hundes von Anfang an miterlebt und vor allem auch gestaltet werden. Dabei kann eine ganz besondere intensive Bindung aufgebaut werden, wenn der Welpe bei sich aufgenommen wird, ihm Schutz und Sicherheit gebietet wird und er von Tag zu Tag in seinem Leben begleitet wird. Ein Welpe kann auf das eigene Leben optimal geprägt werden und an alle wichtigen Situationen des neuen Lebens rücksichtsvoll herangeführt werden. Er kann so erzogen werden, damit er für die ganze Familie ein guter und verlässlicher Begleiter wird.
Außerdem strahlen Welpen die reine Lebensfreude aus, wenn sie alles erforschen wollen, alles als bespielbar einschätzen und alles neu uns faszinierend ist. Da können nur die Muttergefühle anspringen, wenn so ein kleiner zuckersüße Welpe mit plüschigem Fell und großen tapsigen Pfoten angerannt kommt. Selbst die Männer können da kaum widerstehen.
Nachteile Welpe
Viele Menschen sind heilfroh, wenn der Welpe endlich erwachsen ist. Der Welpe ist nämlich erstmal eine große Belastung und der gesamte Tagesablauf muss an ihn angepasst werden. Ein Welpe ist noch nicht in der Lage, die Blase zu kontrollieren. Daher muss man ihn in den Wachphasen stets im Auge behalten und meistens muss er auch nachts noch raus.
Ein Welpe hat zudem noch keine Beißhemmung. Er zwickt im Spiel, kaut auf Händen herum oder testet, ob sich das Hosenbein zu einem lustigen Zerrspiel eignet. Er muss erst noch lernen, dass menschliche Haut empfindlicher ist und sich Menschen beim Spielen oft etwas anderes vorstellen.
Die Wohnung muss man "welpensicher" machen, da ein Welpe, vor allem beim Zahnwechsel, ein extremes Kaubedürfnis hat und sehr gerne alles Erreichbare zerstört. Zimmerpflanzen sollte man auch aus der Reichweite stellen, denn der Welpe weiß nicht, dass diese giftig sind.
Der Welpe benötigt vor allem in den ersten Lebensmonaten noch sehr viel Ruhe. Lange Aktivitäten und Spaziergänge kann er noch nicht mitmachen, da er sowohl körperlich als auch geistig noch nicht in der Lage dafür ist. Ein Welpe kann auch noch nicht lange alleine bleiben, denn beim Züchter war schließlich auch immer jemand da - die Mutterhündin, Geschwister und Menschen.
Viele Menschen schreckt es ab, einen erwachsenen Hund aufzunehmen. Denn es muss ja einen Grund geben, warum der Hund abgegeben wurde. Viele Hunde werden mit etwa einem Jahr aus Überforderung abgegeben, wenn versäumt wurde, den Hund zu erziehen und ihm Grenzen zu setzen. Meistens können solche Hunde mit dem richtigen Training zu tollen Begleitern werden. Dahingegen bei Hunden mit starken Verhaltensproblemen, wie Angst oder Aggression, kann es für viele Hundeanfänger und ohne Hilfe eines Trainers deutlich schwieriger werden. Es gibt aber auch viele gut erzogene und verträgliche erwachsene Hunde, die abgegeben wurden, weil der Besitzer verstorben ist oder sich die Lebensumstände geändert haben z.B. durch einen Umzug, Trennung der Halter oder einem Jobwechsel.
Nachteile erwachsener Hund
Der erwachsene Hund hat meistens schon viel erlebt und seine Vorerfahrungen können nicht einfach gelöscht werden. Oft ist nur ein Teil der Vorgeschichte bekannt, daher kann ein problematisches Verhalten beim Hund ausgelöst werden, wenn sich eine bestimmte Situation ergibt. Der Hund ist in seinem Charakter schon fest geformt, daher kann ein Beziehungsaufbau schwierig sein. Soll der Hund besondere Fähigkeiten beherrschen, ist womöglich viel Training notwendig.
Vorteile erwachsener Hund
Da der Charakter bereits beim erwachsenen Hund ausgebildet ist kann man viel besser einschätzen, ob er vom Wesen her zu einem passt. Er ist bereits ruhiger und abgeklärter als ein Welpe, kommt meistens in neuer Umgebung gut klar und kann schnell alleine bleiben.
Der erwachsene Hund hat zudem längere Schlaf- und Wachphasen, was den Tagesablauf deutlich besser planbar macht. Er ist Stubenrein und muss nicht ständig raus, da es ihm im Normalfall reicht dreimal am Tag sein Geschäft zu machen. Ein erwachsener Hund kann von Anfang an bei fast jeden Ausflug mitgenommen werden und längere Spaziergänge sind möglich.
Unsere Entscheidung
Bei unserer Entscheidung für einen Welpen oder erwachsenen Hund haben wir unsere aktuelle Lebenssituation sowie die zukünftige überprüft. Mein Mann Nino ist selbstständig und arbeitet von Zuhause aus, daher konnten wir die nötige Zeit und den Mehraufwand aufbringen, den ein Welpe benötigte. Da es unser erster gemeinsamer Hund sein würde, wollten wir diesen von Beginn an begleiten, um so eine intensive Beziehung zu ihm aufbauen. Außerdem wollten wir den Vierbeiner an alle Situationen, die für uns wichtig sind, von Anfang an heranführen und ihn so erziehen, dass es für uns passt. Sollte es mit der Erziehung nicht klappen, wäre es unser eigenes Verschulden gewesen. Aus diesen Gründen haben wir uns für einen Welpen entschieden. Aber die emotionale Sicht konnten auch wir nicht ganz außer Betracht lassen. Ein Welpe weckt in einem Tierliebhaber einfach zu starke Glücksgefühle aus.
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